AOK-Vesperlauf 2016

Der AOK-Vesperlauf und der Special Oympics City Run ( der Auftakt zum 12.swb-Marathon-Wochenende 2016) am 30.09.2016

Spontan habe ich meine Laufsachen gepackt und bin mit klopfendem Herzen los, wieder mit dem Zug, diesmal beheizt, statt eisiger Klimaanlage. Am Bremer Hauptbahnhof erneut orientierungslos, wie in Hannover.

Mit Tunnelblick am Gebäude, der mir durchaus bekannten ÖVB-ARENA vorbei geeilt, um dann, kopfschüttelnd zurück zu kehren.

Die Anmeldung gestaltete sich schwierig. Keiner hatte den 5km-Lauf auf dem Plan. Alle waren eher mit den GROßEN Läufen beschäftigt. Keiner wusste deshalb so richtig Bescheid. Zusammen mit einem jungen Pärchen, das extra aus Osnabrück angereist war, irrten wir durch die Halle mit den Verkaufsständen, Treppe hoch zu den PC’s, wo der Lauf nicht gelistet war, wieder runter hin- und her, fragen fragen fragen. Am Ende dann ganz einfach! !! Die Helfer waren aber allesamt sehr nett und freundlich! !!

Endlich angemeldet erfuhren wir, dass der Lauf OHNE Zeitmessung stattfand, also auch ohne Wertung. Für die junge Frau aus Osnabrück brach eine Welt zusammen, da extra hierfür trainiert und angereist. Im Internet hatte wohl was anderes gestanden.

Am Ende war dann alles gut, wir sind uns immer wieder begegnet und beide fuhren zufrieden & glücklich strahlend nach Hause. Aber erstmal, vor Ort, war ich wieder allein.

Ich zog mich um, schloss meine Sachen am Hauptbahnhof in ein Schließfach (Aufbewahrungsmöglichkeiten gab es nicht) und gelangte über unnötige Umwege komplett durchgeschwitzt an den Austragungsort. Dort angekommen, natürlich viel zu früh, stellte ich fest, dass ich meine Startnummer, die Nummer 55, verloren hatte. GAAAANZ SUUUUPER. Starten durfte ich nach einigem Hin und Her dann aber doch. Wieder waren alle Helfer sehr sehr freundliche. Vielen Dank !!!

Bis hierhin war eigentlich alles NUR Streß und ich bezweifelte ernsthaft meine spontane Entscheidungsfreudigkeit.

Und DANN änderte sich alles:

Ich lernte Frank, Benjamin, Anton und noch viele mehr kennen, sowie Claudia und ihren Mann, die als Begleiter dabei waren und begleitend mit liefen. Ich musste ERSTEREN Rede und Antwort stehen: WER ich war, WIE ich heiße, WOHER ich komme, WAS ich mache, WIE alt…usw usw usw…und auch meine läuferischen Fähigkeiten waren von Interesse. Frank und Benjamin stellten gleich klar, dass sie ganz vorne mitspielen würden. Erfolge vom Vorjahr wurden erwähnt. Und auch mit anderen entstand ein nettes und intensives Fachsimpeln über alles rund ums Laufen, wie zb Bänderzerrungen, Muskelkater und -krämpfe. Aber auch meine Kniescheiben wurden genauestens unter die Lupe genommen und abgetastet, alles gut, hoffte ich. Ganz geklärt wurde das dann nicht.

Es ging aber auch um Taktik und Strategie:
Anton wurde unter anderem geraten diesmal nicht nach dem Start davon zu preschen, wie im Jahr zuvor um Ende keine Luft mehr zu haben. Er hat das später profimäßig und ganz cool umgesetzt. Ich war live dabei.

Hatte ich mich eben noch verloren gefühlt, war ich plötzlich umringt und mitten drin. Die Starter des Special Olympics City Runs hatten mich voll im Griff und in ihren Bann geschlagen.

Gegen 19:30 Uhr ging es los. Ich startet mit der neu kennen gelernten Gruppe. Die anderen Läufer, auch das Pärchen aus Osnabrück, starteten später. Wir wurden in der 2. Runde von ihnen und etlichen anderen Läufern, darunter auch Kinder mit tollen leuchtenden Armbändern, überholt.

Aber erstmal zurück zum Start:

Gestartet wurde in allen Variationen, mit Krücken, im Rollstuhl, laufend, walkend, gehend und beidseitig gestützt, mit Begleitpersonen und oder auch ohne. Alle waren top motiviert und starteten mit unglaublichen Elan, souverän und ziel- und manche siegessicher. Ich war tief beeindruckt.

Anton und Claudia, Anton’s Begleiterin, hatte ich beim Start aus den Augen verloren. Frank und Benjamin, die ganz vorne starteten, sowieso. Ich war eher im hinteren Feld zu finden, knapp vor den Walkern, von denen ich nach der ersten Runde kurz vor deren Zieleinlauf überholt wurde.

Der Lauf fand in den Wall-Anlagen hinter dem Swiss-Hotel statt, rund um die Mühle. Die Strecke war phantastisch und abenteuerlich, beleuchtet durch Fackeln. Fackelläufer säumten den Weg. Die Helfer am Rande der Strecke klatschten, applaudierten, waren freundlich, fanden ermutigende Worte und gaben uns die Richtung vor. Zwischendurch war es auch stockfinster. Aber immer, nach kurzer Zeit, sah man wieder die leuchtenden Fackeln, die alles in ein spektakuläres Licht tauchten.

Der Weg war sonst eben, trocken und gut zu laufen.

Ich lief weiter und weiter und plötzlich tauchten Anton und Claudia vor mir auf. Ich schloss mich ihnen an und gemeinsam entschieden wir mit Anton noch die 2.Runde zu laufen. Zwischendurch schien es, als könne er nicht mehr richtig weiter. Im Nachhinein denke ich, dass er lediglich seine Kräfte schonte, seine neue Taktik, wie vor dem Start besprochen, denn am Ende finishte er vor Claudia und mir, indem er kurz vorm Ziel davon stürmte. Sprichwörtlich!!! Er hatte es geschafft und war sehr stolz und glücklich.

Und auch ich war total happy und berauscht, denn noch nie, noch NIE NIE NIE, bin ich solange durchgelaufen ohne Pause oder Gangart-Wechsel.

Im Ziel warteten schon Frank und Benjamin. Zu ihrem Lauf kann ich nicht viel sagen, außer dass er schnell gewesen sein muss, denn beide waren unter den ersten Dreien.

Nach dem Lauf wurde gevespert. Alle bekamen ein Verpflegungs-Paket mit 2 Schwarzbrot-Stullen und 2 Muffins, verpackt in einem schönen Karton mit Bremer Stadt-Musikanten-Logo. Getränke, was das Läufer-Herz begehrt.

Mit Frank, Benjamin feierten wir ihre Siege und sangen lauthals “ die Nummer eins sind wir “ ( wobei ich eher die Nummer eins von hinten war. Zwinker. Aber egal. )

Zum Abschluss die Sieger Ehrung unter tosendem Applaus.

Gold ging an Benjamin Schmidt
Silber ging an ???
Bronze ging an FRANK

Es war eine unglaubliche Veranstaltung und ich habe bereits fest zugesagt nächstes Jahr wieder mit an den Start zu gehen. Und sofern nichts dazwischen kommt, bin ich dabei. Sonst das Jahr darauf. So ist es verabredet und per Handschlag besiegelten.

Ich bedanke mich bei allen dort, die mich so freundlich und liebevoll in ihre Mitte genommen haben. Ihr habt es mit eurer Energie und Begeisterung geschafft, dass ich zum ersten Mal überhaupt soweit gelaufen bin. Danke vor allem auch Anton, der mit mir gelaufen ist. Claudia, die ruhig und gelassen blieb und ermutigende Worte fand. ( Sie läuft sonst schneller). Wir werden sicher noch öfter gemeinsam starten. Frank, Benjamin und allen, die mir Vorbild waren. Es war ein besonderer Tag. Und ich hoffe, dass immer mehr sich für diese kleine nette Vorveranstaltung interessiern und dieser Lauf damit immer größer Aufmerksamkeit findet. Es war wirklich ganz besonders!!!!!!